Glücksritter aus aller Herren Länder, Sklaven und Maulesel passierten rund 200 Jahre lang den Camino Real (Königsweg). Sie transportieren das in Südamerika eroberte Gold und Silber vom Pazifik zum Atlantik, um es in Portobelo auf spanische Galeonen zu laden. Von dort aus wurden die Schätze nach Europa verschifft. Mit dem Niedergang der spanischen Kolonialmacht geriet diese 100 Kilometer lange Handelsroute zunehmend in Vergessenheit. Seit 2008 erkundet eine Forschungsgruppe um Christian Strassnig den ursprünglichen Verlauf des Camino Real. Auch ich begebe mich mit Cultour vier Tage lang auf die Spuren der Konquistadoren.
Wir – das sind Juliana und Anton aus Deutschland, Alicia und Irene aus Argentinien und unser Guide Lucia – steigen in einen grün-orangefarbenen getünchten, motorisierten Einbaum.
Ismael und sein Begleiter fahren uns nach Quebrada Ancha. Das im Chagres-Nationalpark gelegene Dorf ist nur über den Alajuela-See erreichbar. Dichte Büsche und Wälder umsäumen das Ufer. Im Dickicht verstecken sich Vögel vor unseren neugierigen Augen.
Störche ziehen elegant ihre Kreise über das sich leicht wogende Wasser. Nach etwa 20 Minuten Fahrt erreichen wir die rund 80-Seelen-Gemeinde. Im Gemeinschaftshaus werden wir mit einem besonderen Getränk willkommen geheißen. Esteban öffnet gekonnt mit einer Machete für jeden von uns eine Kokosnouss.
Das leicht süßliche Kokoswasser erfrischt uns. Nun versuche ich, das Kokosfleisch aus der Nuss zu pulen. Gibt es da eine besondere Technik? Keine Ahnung, aber ich sehe sehr unbeholfen dabei aus.
Einige Mädchen und Jungen des Dorfes haben sich schick gemacht und zeigen uns traditionelle Tänze.
Isabel, die Frau von Ismael, bereitet uns ein köstliches Mahl zu. Auf dem Speiseplan steht: frisch gefangener Tilapia aus dem Alajuela-See, Reis und Bohnen. Dazu wird uns frisch gepresster Grapefruitsaft gereicht.
Nach dieser leckeren Stärkung gehen wir die Camino-Real-Tour langsam an und erkunden nahe von Quebrada Ancha die alte Handelsroute. Immer wieder entdecken wir auf dem Weg altes Kopfsteinpflaster.
Ich wundere mich über handtellergroße Mulden im Pflaster. Sie sind durch Abnutzung entstanden. Die Hufe der Maultiere haben das Pflaster über die Jahre ausgehöhlt, sagt Lucia. Nicht nur kulturhistorisch weiß sie viel zu erzählen, orts- und pflanzenkundig erklärt sie uns auch die Fauna und Flora des Chagres-Nationalparks.
Dann taucht plötzlich ein flatternd-schillerndes Blau vor meinen Augen auf. Doch so unvermutet es erschienen ist, so rasch ist es auch wieder verschwunden. Es war ein Blauer Morphofalter, auch Himmelsfalter genannt. Wie so oft in der Tierwelt ist es das Männchen, das so majestätisch anzusehen ist. Bei den Weibchen ist das Blau nicht so stark ausgeprägt.
Wir lernen bei dieser Tour das Dorf besser kennen. Die Menschen von Quebrada Ancha wirtschaften nachhaltig. Sie verstehen sich als Hüter des Nationalparks. Sie bauen Kaffee an, züchten Bienen, verarbeiten lokale Gehölze in wunderschönes Kunsthandwerk.
Nun kehren wir in das Dorf zurück und schlagen unser Nachtlager auf. Zelte werden aufgestellt, Luftmatratzen aufgeblasen, Hängematten aufgehängt. Wir gehen früh schlafen, denn die kommenden Tage werden noch einige Abenteuer für uns bereit halten.